Der zweite Tag, schon wieder 24 Kilometer, 150 Meter kummulierte Höhe und 41000 Tausend Schritte

Auch der zweite Tag meiner Wanderung ist nun zu Ende und nachdem ich nun gesättigt am Rande der Nationalstrasse 7 sitze, habe ich endlich die Zeit den Tag Revue passieren zu lassen. Die Autos donnern mit genügend Krach vorbei, so dass ich nicht Gefahr laufe einzuschlafen.

Trotz der Anstrengungen des Vortages wachte ich relativ früh auf und versuchte zuerst einmal zu erfühlen ob meine Füße wieder einigermaßen einsatzfähig wären. Alles fühlen half nichts, ich musste aus dem Bett  und siehe da es ging wieder bei weitem besser, als am Vorabend, als ich das Gefühl hatte ich wäre behindert.

Also runter zum Petit Dejeuner, wo ich mich an einer langen Tafel zusammen mit den anderen Gästen und dem Patron wiederfand. Na ja, die Länge der Tafel hielt sich Grenzen, da wir nur 5 Gäste waren.

Ein älteres englisches Pärchen, das seit 15 Jahren Stammgast war und ein französisches Paar, welches bald zum ach so berühmten Wochenmarkt von St .Remy entschwand. Ich war also mit dem Patron alleine und wir unterhielten uns über alles Mögliche. Nachdem ich ihm sagte, dass ich viele schöne Häuser gesehen hätte meinte er, dass man die richtig schönen nie sehen könnte, da sie so abgeschirmt wären. Gerade hätte Hughes Grant ein Haus für mehrere Millionen gekauft.

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War jetzt für mich nicht so wichtig und so unterhielten wir uns über die Probleme mit den Behörden bei der Unterhaltung von Schwimmbädern und den Sinn und Unsinn einer automatischen  Chlor Dosierung . Ich gab ihm noch eine gute Internetadresse mit dem günstigsten Preis für ein solches Teil und machte mich langsam daran aufzubrechen.

Bei der Bezahlung meinte er mein nächstes Ziel Eygalieres ( laut Plan 13 Kilometer ) wäre gar nicht so weit weg und so brach ich frohen Mutes auf.

Irgendwie hatten wir andere Vorstellungen von gar nicht so weit. Es dauert ewig bis ich mein  erstes Zwischenziel, den Flugplatz von St. Remy erreichte. Leider gab es keinerlei Flugbetrieb und auch an Schatten mangelte es leider. Bei einer kurzen Rast stellte ich fest,  das das Schmerzproblem am rechten Fuß von einer Blase herrührte, aber was sollte ich machen. Ich ignorierte die Blase einfach, was mir nicht schwerfiel auf Grund der anderen Problemstellen.

Mir schwante fürchterliches und so schleppte ich mich nach kurzer Rast weiter.

Irgendwann erreichte ich dann ziemlich kaputt den Ort und setzte mich in ein Kaffee um mich zu stärken. Sandwich gab es nicht und so wurde dieses durch ein zweites Pression ersetzt, was dazu führte, dass ich beim weg gehen meinen Sonnenhut vergaß. Leider schrie die Bedienung nicht hinter mir her und so realisierte ich 3 Kilometer weiter, dass sich an meinem Schatten etwas verändert hatte. Der Kopf sah irgendwie anders aus und mein nachtasten ergab, dass der Hut fehlte. Kismet.

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Irgendwie brachte mir die Sonne dann bald auch eine neue Erkenntnis, als ich wieder einmal nach Wegmarkierungen suchte. Schau dich ab und zu mal um, denn dann sie du die Zeichen für die wahren Jakobspilger,  die in die richtige Richtung gehen. Scheint so als ob deren Ankommen wichtiger ist als der Verrückten die es anders herum versuchen.

Dies beweist mal wieder das verkehrt herum denken oft neue Erkenntnisse bringt.

Der weitere Weg unter teilweise bedeckten Himmel führte dann zu einer Diskussion zwischen mir, meinen Füssen und meinen Schultern, bezüglich der potentiellen Belastbarkeit. Meine Füße hatten wohl inzwischen trotz der Blase aufgegeben, bzw. erkannt, dass sie weiter laufen müssten, falls sie ankommen wollten um Ruhe zu haben.  Meine Schultern hofften wohl immer noch, dass ich auf Grund der Vielzahl der Schnallen an meinem Rucksack in der Lage wäre, die Gewichtsbelastung des 20 Kilo Rucksacks zu reduzieren. ( Böse Stimmen behaupten, Alles über 12 Kilo wäre Wahnsinn, aber wegschmeissen wollte ich Noch !!!! nichts ).    Ich versuchte dann übers Internet, wow was ist heute alles möglich, Wege der Optimierung zu erforschen, fand aber nichts wirklich Hilfreiches.

Na ja, ich musste und wollte weiter und so hoffte ich das die Sonne Gnade walten lassen würde. Sie tat es leider nicht und die letzten Kilometer zogen sich mehr und mehr,

Kurz vor Orgon machte der Jakobsweg dann noch einen christlichen Schwenker nach rechts durch die schöne Landschaft. Die Verdoppelung der Distanz zu meinem Ziel und der Zustand meiner Füße und Schultern führte jedoch dazu, dass ich den direkten Weg über die Landstraße bevorzugte. Ich hoffe Jakob wird mir das verzeihen.

Auch wenn die Franzosen auf mich fast so viel Rücksicht nahmen wie auf Motorradfahrer, führte die Breite der Straße, die nicht genügend Platz bot für zwei Autos und einen schier unnötigen Wanderer, zu einigen brenzligen Situationen.

Irgendwann erreichte ich endlich Orgon. Ein schöner kleiner Ort, nur leider kein Hotel in der Nähe des Zentrums, wo ich mich gerade befand. Also weiter gewandert bis zur Nationalstraße 7, wo ich in einer Bar nach einem Hotel fragte. Der Wirt meinte ca. 1 Kilometer Richtung Senas gäbe ein solches.

Also dann mal los. Bald ging es wirklich nicht mehr und ich hielt bei einem Gebrauchtwagenplatz an.

Der Nordafrikanische Südfranzose bot mir zuerst einmal eine Flasche kalten Wassers an und meinte auf meine Frage nach einem Taxi, das Hotel wäre nur noch einmal 500 Meter weiter.

Ich muss wohl ziemlich verzweifelt dreingeschaut haben, denn er bot mir an mich dahin zu fahren.

Er war sichtlich beindruckt von der Tatsache, dass ich so alleine diese Distanzen wandern würde und meinte zu seinem Kollegen das wäre doch eine tolle Sache um den Alltagsmist los zu werden.

Das Hotel war eine Fernfahrerkneipe und ich ergatterte für 51€ ein Zimmer inclusive Abendessen und Frühstück. Auch Wlan war kostenlos verfügbar. Quelle luxe! Ich bekam den Schlüssel, eine Fernbedienung für die Klimaanlage und eine für den Fernseher.

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Das Abendessen war Fernfahrermäßig sättigend und mit ausreichend Wein versehen, so dass ich jetzt entspannt den Tagesblog schreiben kann.

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Die Jungs sind gerade etwas in Rage wegen des Fußballspiels Frankreich gegen jemand anderes, weil es passiert nichts, aber es geht und man kann noch schreiben, obwohl ich wegen etwas Regen nach drinnen wechseln musste.

So langsam ist auch dieser Tag zu Ende und ich bin mal gespannt was der für Morgen angekündigte Regen so macht. Ich denke ich werde meine Distanz morgen etwas verkürzen um meinem Zustand und dem Wetter gerecht zu werden.

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